Freiwilligendienst im Ausland?!

Bei einem Freiwilligendienst hast du die Möglichkeit, für eine bestimmte Zeit in einer sozialen Einrichtung, Organisation oder in einem Projekt im Ausland mitzuarbeiten, erste praktische Arbeitserfahrungen zu sammeln und eure Sprachkenntnisse zu erweitern. Wer nur ein paar Wochen Zeit hat um sich sozial im Ausland zu engagieren, dem empfehlen wir Workcamps. Unterkunft und Verpflegung werden bei Workcamps meist gestellt/gefördert und du musst lediglich einen geringen Teilnahmebeitrag sowie die Reisekosten bezahlen.

Langzeitfreiwilligendienste (i.d.R. 6 bis 12 Monate) sind oft eine sinnvolle Überbrückung zwischen Schule und Ausbildung bzw. Studium. Sie bieten die Möglichkeit, länger und intensiver in einem Projekt mitzuarbeiten. Bei diesen Langzeiteinsätzen unterscheidet man zwischen:

  • geförderte (gesetzlich “geregelte”) Freiwilligendienste
  • nicht geförderte Freiwilligendienste

Voluntourismus!?

Mit den Schlagworten Freiwilligen”arbeit” oder “Volunteering” werben oft (kommerzielle) Agenturen für (zeitlich flexible) soziale Kurzzeit-Einsätze u.a. auch im Globalen Süden. Das kostenpflichtige Engagement ist bereits ab wenigen Wochen möglich und oft werden keine Vorkenntnisse erwartet und es findet keinerlei Vorbereitung statt. Wir, wie u.a. auch Eurodesk oder TourismWatch, sehen diese “sozialen” Kurzeinsätze sehr kritisch – insbesondere wenn es um die Betreuung von Kindern, Kranken oder Menschen mit Behinderung geht. Wer nachhaltig helfen will, sollte unseres Erachtens einen längerfristigen Freiwilligendienst ab sechs Monaten machen.

Geförderte Freiwilligendienste

Bis auf die Ausnahme “kulturweit”, wofür die Bewerbung zentral über die kulturweit-Webseite läuft, darfst/musst du bei den anderen drei Förderprogrammen mit Hilfe der jeweiligen Programm-Webseite selbständig nach Entsendeorganisationen suchen. Infos zu und Bewerbung für Einsatzstellen laufen i.d.R. online direkt über die Webseiten der Entsendeorganisationen. Wer spät dran ist (i.d.R. sollte man sich ca. neun Monate vorher bewerben!), kann im Last Minute Markt von rausvonzuhaus.de auch noch sehr kurzfristig fündig werden! Viele Freiwilligendienste beginnen im September/Oktober (für 6 oder 12 Monate) und bei sechs-monatigen Einsätzen gibt es noch Ausreisetermine im März.

In der Regel muss der/die Freiwillige bei Ausreise volljährig sein und viele Entsendeorganisationen wünschen sich Freiwillige, die sich 11-12 Monate engagieren wollen – es gibt also vergleichsweise wenig Einsatzstellen für 6 Monate. Da die Förderung oft nur 75 % der tatsächlichen Kosten abdeckt, benötigen die Entsendeorganisationen eine Eigenbeteiligung von 100-200 Euro je Einsatzmonat – die die Freiwilligen durch den Aufbau eines Spender- oder Förderkreis für die Organisation erbringen können/sollen.

Europäisches Solidaritätskorps (ESK)

Das Europäische Solidaritätskorps (ehemals “Europäischer Freiwilligendienst” – EFD) ermöglicht es jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren in einem gemeinnützigen Projekt im europäischen Ausland für 2 bis 12 Monate mitzuarbeiten. Die Einsatzstellen liegen im sozialen, ökologischen, kulturellen oder sportlichen Bereich. Das ESK wird von der Europäischen Union voll gefördert – außer ggf. einem kleinen Anteil der Reisekosten. Im Programm enthalten sind Unterkunft, Verpflegung, Sprachkurs, Seminare, Taschengeld, Versicherung und eine persönliche Ansprechperson vor Ort. Für einen Einsatz im ESK brauchst du keine besonderen Vorkenntnisse.

Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD)

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert den Internationalen Jugendfreiwilligendienst für junge Leute ab Erfüllung der Vollzeitschulpflicht (i.d.R. ab 16) bis 26 Jahre im Ausland (weltweit). Derzeit gibt es jedoch kaum Organisationen, die Minderjährige entsenden. Die Einsatzdauer beträgt 6 bis 18 Monate. Beim IJFD arbeitest du in einem gemeinnützigen Projekt im sozialen, ökologischen, kulturellen, Sport- oder Bildungsbereich oder in der Denkmalpflege. Du benötigst keine besonderen Vorkenntnisse und du bekommst ein angemessenes Taschengeld, Begleitseminare, Versicherungen – und je nach Einsatzstelle häufig Unterkunft, Verpflegung und eine Erstattung der Reisekosten. Wenn du einen IJFD machen willst, musst du dich direkt bei einer anerkannten Entsendeorganisation in Deutschland bewerben. Es gibt keine einheitlichen Bewerbungsfristen. Da die Ausreise oft im September stattfindet, empfehlen wir, sich im November/Dezember des Vorjahres zu bewerben.

Kulturweit

Der internationale kulturelle Freiwilligendienst „kulturweit“ für junge Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren wird vom Auswärtigen Amt gefödert. Die Einsatzdauer beträgt 6 oder 12 Monate und die Ausreise findet jeweils im Herbst statt. Durch Tätigkeiten an Goethe-Instituten im Ausland, an deutschen Auslandsschulen und anderen Einsatzstellen erhältst du Einblicke in die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands. Die Kosten (Reisekosten, Unterbringung, Verpflegung, Sprachkurs, Taschengeld, Versicherung usw.) werden von „kulturweit“ bezuschusst. Zur Teilnahme brauchst du ein Abitur oder einen Haupt- oder Realschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie gute Kenntnisse der englischen und einer im Zielland gesprochenen Sprache.

Weltwärts

Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst „weltwärts“ für junge Menschen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Dieser Freiwilligendienst dauert 6 bis 24 Monate und findet in Ländern des Globalen Südens statt. Dort arbeitest du in einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit mit. Die Kosten (Reisekosten, Unterbringung, Verpflegung, Taschengeld, Versicherung) werden übernommen. Allerdings wird gewünscht, dass du dich bereits in Deutschland bei den Entsendestellen engagiert. Zur Teilnahme solltest du Interesse an anderen Kulturen sowie einen Hauptschul- oder Realschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung, die (Fach)Hochschulreife oder eine vergleichbare Qualifikation haben. Bewerber*innen mit abgeschlossenem Studium können ebenfalls teilnehmen.

Nicht-geförderte Freiwilligendienste

Neben den geförderten und gesetzlich geregelten Freiwilligendiensten gibt es auch nicht-geförderte Programme, bei denen du die Kosten selbst tragen musst. Verschiedene gemeinnützige Organisationen bieten weltweit Einsätze für junge Menschen ab 18 Jahren für die Dauer von 3 bis 12 Monaten oder länger an. Bei manchen Organisationen besteht die Möglichkeit, die Kosten für den Auslandseinsatz über eine Teilförderung oder durch den Aufbau eines Förderkreises zumindest zu verringern. Auch hier kann der Freiwilligendienst im sozialen, ökologischen, kulturellen oder sportlichen Bereich abgeleistet werden – es sind aber auch Friedensdienste und Entwicklungsdienste möglich.

Weitere Infos und Anlaufstellen:

Viele Infos zu Freiwilligendiensten findest du auf rausvonzuhaus.de und in der Programmdatenbank kannst du nach Anbietern suchen.

Eine weitere Informationsquelle rund um Freiwilligendienste weltweit gibt es bei AKLHÜ e.V. (Netzwerk und Fachstelle für internationale personelle Zusammenarbeit). Quifd – Qualität in Freiwilligendiensten hat Qualitätskriterien für den Freiwilligendienst entwickelt und vergibt das Quifd-Gütezeichen an Organisationen, die nach diesen Grundsätzen arbeiten und die Gütegemeinschaft Internationaler Freiwilligendienst e.V. verleiht das „Gütezeichen Internationaler Freiwilligendienst – Outgoing“ an Organisationen, die eine gütegesicherte Dienstleistung gewährleisten.

Auslandsberatung im JIZ München:

Im JIZ finden regelmäßig Infoabende mit Vorträgen und individueller Beratung zu allen Auslandsprogrammen statt. Das JIZ vermittelt aber nicht ins Ausland!

Quelle & weitere Informationen: www.rausvonzuhaus.de/freiwilligendienste